Das Massaker von Glencoe

Februar 1692


Vorgeschichte

John Graham of Claverhouse

1688 revoltierte das englische Parlament gegen James VII. (James II. v. England) und bot die Krone William III. von Oranien an.
Das schottische Parlament zögerte zunächst, akzeptierte aber schließlich William als König, während die Bewohner der Highlands unter der Führung von John Graham of Claverhouse (Bonnie Dundee) gegen diese Entscheidung rebellierte.
Während der Rückkehr aus der ‘Schlacht von Dunkeld’, plünderten Maclains aus Glencoe mit ihren Vettern aus Glengarry die Ländereien von Robert Campbell und stahlen sein Vieh, wodurch die angeschlagene finanzielle Situation Campbells kritisch wurde. Um seine Familie weiter versorgen zu können, war er gezwungen ein Armeekommando zu übernehmen und verklagte die Leute aus Glengarry, welche er für die Verantwortlich hielt, auf Schadenersatz.

Im Mai 1690 unterlagen die Jakobiten in der ‘Schlacht bei Cromdale’ und die Niederlage James` in Irland beendete den Aufstand.
Unter der Bedingung, sie würden bis Januar 1692 einen Treueeid leisten, bot William diesbezüglich August 1691 den Highland-Clans eine Amnestie an, die sich dafür mit James in Verbindung setzten um ihn um Erlaubnis zu bitten.
James, der sich mittlerweile in Frankreich aufhielt und seine Rückkehr nach Britannien plante, zögerte seine Entscheidung hinaus. Als jedoch klar war dies noch eine Weile dauern würde, gestattete er den Clanführern den Treueeid.

Einige Clans, die die Antwort James` eine Woche vor Stichtag erhielten, leisteten den Eid sofort.
Alastair MacDonald, Chief von Glencoe, wartete jedoch bis zum letzten Tag, bevor er sich aufmachte, den Eid abzulegen und reiste im Dezember 1691 nach ‘Fort William’. Dort fragte er den Kommandeur Colonel Hill, ob er den Eid leisten könne.
Hill erklärte er sei dafür nicht zuständig und MacDonald müsse nach Inveraray weiterreisen, wo er den Eid vor Sir Collin Campbell, dem Sheriff von Argyll ablegen könne. Außerdem gab Hill einen Schutzbrief mit, indem bestätigt wurde, daß er rechtzeitig in Fort William eintraf und versicherte, daß zwischenzeitlich keine Maßnahmen gegen MacDonald getroffen würden. Nach drei Tagen traf MacDonald in Inveraray ein, jedoch war Campbell nicht anwesend und er musste weitere drei Tage warten, bevor dieser den Eid entgegen nahm. MacDonald war der Meinung, er hätte nun den Vorschriften entsprochen und es würde nichts weiter gegen ihn unternommen werden. Einige innerhalb der Regierung sahen jedoch darin die Gelegenheit gegen die MacDonalds vorzugehen und einige ihrer Gegner zu beseitigen.

Das Massaker

Robert Campbell of Glenlyon

Ende Januar oder Anfang Februar 1692 wurde die 1. und 2. Kompanie des Earl of Argyll’s Regiments unter dem Kommando von Robert Campbell of Glenlyon, beim Clan der MacDonalds in Glencoe einquartiert und wie in de Highlands üblich bewirtet.
Der Großteil des Regiments waren Rekruten aus den Ländereien von Argyll, aber nur eine Minderheit trug den Namen Campbell. Durch seine Heirat war Captain Campbell mit MacDonald verwandt und wurde daher im Haus des Clanoberhaupts untergebracht. Über den Zeitraum von 14 Tagen besuchte Campbell jeden Morgen das Haus von Alexander MacDonald, Alistair MacDonalds jüngstem Sohn, der mit Campbells Nichte, die Schwester von Robert Roy MacGregor, verheiratet war.

Ungefähr Mitte Februar kam Captain Drummond in Glencoe an, der allerdings wegen Auseinandersetzung im Zusammenhang mit der Eidesleistung nicht gern gesehen war. Auch wenn Drummond gegenüber Campbell Ranghöher war, übernahm er nicht das Kommando, sondern überbrachte lediglich Befehle von Major Duncanson:

“Sir You are hereby ordered to fall upon the rebels, the McDonalds of Glenco, and put all to the sword under seventy. you are to have a speciall care that the old Fox and his sons doe upon no account escape your hands, you are to secure all the avenues that no man escape. This you are to putt in execution att fyve of the clock precisely; and by that time, or very shortly after it, I’ll strive to be att you with a stronger party: if I doe not come to you att fyve, you are not to tarry for me, but to fall on. This is by the Kings speciall command, for the good & safety of the Country, that these miscreants be cutt off root and branch. See that this be putt in execution without feud or favour, else you may expect to be dealt with as one not true to King nor Government, nor a man fitt to carry Commissione in the Kings service. Expecting you will not faill in the full-filling hereof, as you love your selfe, I subscribe these with my hand att Balicholis Feb: 12, 1692
(signed) R. Duncanson
For their Majesties service
To Capt. Robert Campbell of Glenlyon”

“Sir, Sie werden hiermit beauftragt, die Rebellen zu überfallen, die MacDonalds of Glencoe, und alle Personen jünger als 70 Jahre hinzurichten. Sie werden insbesondere angewiesen, darauf zu achten, dass der alte Fuchs und seine Söhne Ihnen auf keinen Fall entkommen können. Sie haben alle Straßen und Wege zu sichern, dass kein Mann entkommen kann. Diesen Befehl müssen Sie exakt um 5 Uhr morgens ausführen. Ich werde um diese Uhrzeit oder kurz danach mit einer starken Streitmacht zu Ihnen stoßen. Sollte ich nicht um 5 Uhr kommen, haben Sie nicht auf mich zu warten, sondern weiterzumachen. Dieser Befehl kommt direkt als Spezialauftrag vom König, zum Wohle und zur Sicherheit des Landes, damit die Wurzeln dieser Kreaturen abgeschnitten werden. Achten Sie darauf, dass dieser Befehl unparteiisch befolgt wird, andernfalls werden Sie als Feind des Königs und der Regierung betrachtet und als unfähig ein königliches Kommando zu führen. In Erwartung, dass Sie schon in eigenem Interesse erfolgreich sein werden, unterzeichne ich dies eigenhändig
Unterzeichnet Robert Duncanson
Im Dienste Ihrer Majestät
An Captain Robert Campbell of Glenlyon”

Mit seinen ahnungslosen Opfern verbrachte Drummond noch den Abend und nahm sogar eine Einladung das Clanführers zum Essen am nächsten Tag an. Als Alistair MacDonald am nächsten Morgen aufstehen wollte, wurde er getötet.
Seine Söhne und zunächst auch seine Frau konnten fliehen. Ca. 38 Männer wurden in ihren Häusern oder auf der Flucht getötet. Weitere 40 Frauen und Kinder starben durch das winterliche Wetter, nachdem ihre Häuser niedergebrannt wurden. Andernorts wurden die Gastgeber von Soldaten gewarnt, oder zerbrachen wie z.B. Leutnants Francis Farquhar und Gilbert Kennedy, lieber ihren Säbel als den Befehl auszuführen. Um die Fluchtwege abzuschneiden, standen zwei zusätzliche Abteilungen bereit, die aber durch einen Schneesturm zu spät kamen. Es aber auch möglich, daß sie absichtlich zu spät kamen um die Befehle nicht ausführen zu müssen.

 

1695 wurden die Vorfälle durch eine Kommission untersucht.
Im schottischen Recht gibt es die Strafverschärfung Mord unter Missbrauch des Vertrauens, in welches das Massaker von Glencoe passte. Ziel war es die Verantwortlichen der Befehle zur Rechenschaft zu ziehen, doch es gab einige Probleme.
König William, der die Befehle unterschrieb, sollte nicht zur Verantwortung gezogen werden und das Argyll-Regiment wurde inzwischen nach Frankreich verlegt. Dort hatte es sich den Franzosen ergeben, wodurch Campbell, Drummond und Duncanson nicht zur Verfügung standen. Der Abschlussbericht der Kommission bestätigte die Unschuld des Königs und schob alle Schuld dem Staatssekretär John Dalrymple zu. Nachdem das schottische Parlament den Kommissionsbericht zur Kenntnis genommen hatte, erklärte es die Hinrichtung der MacDonalds zum Mord und beauftragten das Komitee für die Sicherheit des Königreichs, sich an den König zu wenden, damit dieser die für das Massaker Verantwortlichen bestrafen und gleichzeitig die überlebenden MacDonalds entschädigen sollte.
Letztendlich wurde aber niemand wurde für das Massaker zur Rechenschaft gezogen.

Folgen

Das Massaker wurde benutzt, um weitere Sympathien für die jakobitische Bewegung zu gewinnen, die 1745 wieder aufflammte.
Durch die Beteiligung des Argyll-Regiments unter Führung Campbells wurde es auch eher als Teil der langjährigen Fehde zwischen den MacDonalds und den Campbells, weniger als Regierungsaktion gesehen.

Die Erinnerung an das Massaker und der Fehde zwischen den Clans besteht zum Teil heute noch.
Bis zur Jahrtausendwende hatte der Gasthof ‘Clachaig Inn’ in Glencoe ein Schild Zutritt für Hausierer und Campbells verboten an der Tür und Kinder lernen heute noch Never trust a Campbell.
Die ‘Clan Donald Society of Edinburgh’ führt jährlich am 13. Februar eine Kranzniederlegung am Denkmal des Massakers durch, zu der Clanmitglieder aus aller Welt anreisen.

Die Tat schockierte weniger durch die Zahl der Opfer, als mehr des Missbrauchs des Gastrechts der Campbells und gilt heute noch als Schandfleck in der schottischen Clangeschichte.
Die Geschichte und die Geschehnisse um diese Tragödie wurden in den 70er von der MacDonald Stewart Company in ‘The Massacre of Glencoe’ verfilmt.

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