Das Christentum in Schottland


“Im 656. Jahr nach der Fleischwerdung des Herrn […] kam aus Irland ein Priester und Abt namens Columba nach Britannien, um das Wort Gottes in den Ländern der nördlichen Pikten zu verkünden […]. Denn die südlichen Pikten […] den Glauben an die Wahrheit angenommen, nachdem ihnen Bischof Ninian […] das Wort verkündet hatte. […] Columba kam nach Britannien, grade als Brideis, Sohn des Malcolm, als sehr mächtiger König die Pikten regierte, […] und er bekehrte das Volk durch Wort und Tat zum Glauben an Christus.”

Auszug aus Beda der Ehrwürdige, Kirchengeschichte des englischen Volkes III, 4

Die keltische Kirche

Überall, wo die Römer hinkamen, brachten sie das frühe Christentum mit. Reste davon blieben nach ihrem Abzug im Jahre 407 zurück, wurden aber mit der Ankunft der heidnischen Angeln, Sachsen und Jüten und der Errichtung germanischer Königreiche verdrängt. Weil Pelagius für die Freiheit des Willens predigte, und deswegen als Ketzer betrachtet wurde, entsandte man ca. 429 n.Ch. den Missionar Germanus von Auxerre zu den Angelsachsen. Doch er konnte nichts gegen dessen Einfluss ausrichten.

431 wurde der Missionar Palladius zu den Skoten nach Irland geschickt. Zwar war das Christentum auf den britischen Inseln nicht ganz verschwunden, doch schlug es über Irland nun eigene Wege. Die irische (keltische) Kirche entwickelte im 5. Jahrhundert fern von Rom abweichende Riten. Am meiste störte den Papst, daß sie den Ostertermin anders berechneten. Auch schoren die irischen Mönche ihre Tonsuren anders und hatten eine abweichende Organisation:

Mittelpunkt des religiösen Lebens waren die Klöster, nicht die Bischofskirchen.
Mächtige Klöster gründeten wie Ableger eine Vielzahl von Tochterklöstern, so daß eine regelrechte Klosterfamilie entstand. Der Abt des Mutterklosters besaß eine fast bischöfliche Macht und beanspruchte ein entsprechendes Ansehen.

Dann kam das irische Christentum zurück nach England, bzw. zunächst nach Schottland.

Die Skoten kommen…

Eine große Rolle bei der Christianisierung Schottlands spielten die Skoten -ein keltischer Volksstamm aus Irland, welche ab 500 n.Ch. im Südwesten und den westlichen Hebriden ein Königreich errichteten.
Nach ihnen soll schließlich Nordbritannien Schottland genannt werden. Nicht, daß es vor 500 keine Christen in Schottland gab. Wie Steine mit christlichen Inschriften belegen, haben sich frühe Gemeinden in Galloway und dem oberen Tweed-Tal verbreitet. Zwar gibt es keine Belege für eine aktive britische Mission, gilt doch der hl. Ninian als Apostel der Pikten, der in Whithorn eine Kirche gebaut haben soll. Klarer wird die Lage um 500 n.Ch. Nach der Verdrängung rivalisierender Clans durch die aufsteigenden Uí Néill Dynastie, versuchten diese ihr Glück in Schottland und errichteten unter Fergus Mor mac Erc das Königreich Dalriada auf Argyll und den Hebriden, welches eine stabile Macht in Schottland werden sollte. Somit waren die ersten Schotten nach Schottland gekommen!

563 kam Columba -der 521 als Colum Cille geborene Sohn einer Adels-Familie des Uí Néill-Clan- mit 12 irischen Mönchen nach Dalriada, wo er von König Conall, Sohn des Comgall, die Insel Iona bekam.
Auf ihr baute er ein Kloster und zwei weitere Tochterklöster in Schottland und auf den Hebriden. Das war der “Startschuss” für die Christianisierung mit den irischen Riten im Norden des Landes. Dalriada, das Reich der Scoten, expandierte. Columba reiste zu den Nachbarn, wo er auch den Hof des Pikten-König Brideis besuchte und den Heerführer Geona auf Skye taufte. Zwar sind keine Massentaufen bekannt, so heißt es aber

“Der Heilige taufte einzelne Pikten und Familien, doch für seine Kirche leistete er erfolgreiche Arbeit”.

Columba starb 597 im Alter von 76 Jahren.

Heilige

Der Ire Columba war nicht der einzige Missionar in Schottland, nur weiß man von anderen recht wenig.
In der Gegend von Glasgow wirkte der hl. Kentigern. Der hl. Donnan von Eigg, der 617 als Märtyrer starb, missionierte die Pikten und der hl. Kessog bereiste den Loch Lomond, während der hl. Maelrubha v. Bangor die Insel Skye und die westlichen Highlands missionierte und die Kirche von Apple Cross gründete, um ein paar zu nennen.

Ihrem Schicksal konnten die Heiden, demnach nicht entkommen. Allerorts wurde das Evangelium gepredigt. Das bedeutendste religiöse Zentrum blieb jedoch Iona. Das angelsächsische Northumbria erreichte die iro-schottische Mission schließlich um 634, wo Lindisfarne als Missionskloster gegründet wurde. Dafür wurde der Kleriker Aidan vom König als Abt “angefordert”, welcher später auch Abtbischof von Nothumbria werden sollte.
Um die römische Liturgie (Ordnung und Gesamtheit der religiösen Zeremonien und Riten) zu stärken, wurde bereits 597 Augustinus als Erzbischof nach Kent entsandt, da Rom mit Unbehagen auf die Erfolge der iroschottschen Mission sah. Um das Kräfteringen zu beenden und eine einheitliche Richtung fest zu legen, kamen schließlich 664 n.Ch. Vertreter der römischen, sowie der keltischen Kirche auf der Synode von Whitby zusammen. Im Ergebnis einigte man sich auf die -für ganz Britannien verbindlich- römische Berechnung des Ostertermins, wobei die keltischen Geistlichen lange brauchten um sich daran zu gewöhnen.
Dennoch hinterließ die keltische Kirche ihre Spuren. Beispiele hierfür sind z.B. dich Buchkultur, die sich auf die christliche Kunst auswirkte, oder die strenge Bußpraxis, die durch irische und englische Missionare den Weg auf den Kontinent fand, wo sie bald darauf der mittelalterlichen katholischen Kirche ihr Gesicht gab. Unterdessen blieb der kulturelle Kontakt zwischen Irland, Schottland und Nothumbria bestehen und die Pikten wurden bis ins 8 Jh. fast vollständig christianisiert. Davon zeugen auch die Kreuzmotive auf deren Bildsteinen, die seit dem 7. Jahrhundert zunahmen. Der berühmteste davon ist der Bildstein von Aberlemno in Angus, welcher auf der Vorderseite ein Kreuz mit Tier-Stil Ornamentik und auf der Rückseite einen piktischen Reiter trägt.

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