Sir William Wallace

Der Freiheitskämpfer Schottlands


William Wallace

Der Mann und die Legende, über den recht wenig bekannt ist, war ein schottischer Freiheitskämpfer des ausgehenden 13. Jahrhunderts. Die erste und zugleich umstrittenste schriftliche Darstellung stammt aus Blind Harrys Werk ‘The Actes an Deidis oft the Illustre and Vallyeant Campioun Schir William Wallace’, welches ca. 1477 entstand.
In einigen Punkten widerspricht es den bekannten historischen Indizien, jedoch behauptet Harry sich auf eine heute verschollene Quelle aus Wallaces Umfeld bezogen zu haben. Auch der Benediktinermönch und Wallaces Beichtvater John Blair, soll bereits zu dessen Lebzeiten eine Biographie über Wallace geschrieben haben.

Ort und Datum der Geburt von William Wallace (gäl: Uilliam Uallas), sind nicht eindeutig belegt.
Es wird vermutet, daß er zwischen 1270 und 1280 geboren wurde, allerdings wird in einem Geschichtswerk aus dem 16. Jahrhundert das Jahr 1276 als Geburtsjahr angegeben. Als Ort wird im allgemeinen Elderslie in der Nähe von Johnstone in Renfrewshire angenommen, wobei auch Ellerslie in Ayrshire möglich wäre.
Als Eltern werden die Tochter von Sir Reginald Crawford, Sheriff von Ayr und Sir Malcolm Wallace, Laird von Ellerslie und Auchinbothie vermutet. In einem Brief, den Wallace nach der Schlacht von Stirling Bridge an die Hansestädte Lübeck und Hamburg schrieb, wird er jedoch als Sohn von Alan Wallace (Filius Alani Walais) bezeichnet. Durch einen Siegelfund kommt auch der Ritter David Wallace aus dem Gefolge James Stewart als Vater in Frage.

Kindheit und Jugend

Der Familie Wallace fehlten die nötigen Kontakte um durch militärische oder soziale Erfolge aufzusteigen. Daher sollte Wallace die Laufbahn eines Geistlichen einschlagen und verbrachte einen Teil seiner Jugend bei seinem Onkel, einem Kleriker aus der Cambuskenneth Abbey bei Stirling, wo er vermutlich lesen und schreiben lernte. Bedenkt man seine Kenntnisse in militärischer Taktik und Kriegsführung, lässt sich vermuten, daß Wallace sich gegen die Kirche entschied und als Soldat im Heer des schottischen Königs (vermutlich Alexander III.) diente.

Widerstand gegen England

Bereits vor seinem Eroberungsfeldzug 1296 versuchte Eduard I. die Macht über Schottland zu erlangen.
So sollen englische Ritter unter Führung von Sir Fenwicks durchs Land gezogen seinen Vater auf dem ‘Louden Hill’ getötet haben. Dieses Ereignis stellte ein Wendepunkt im Leben Wallaces dar und er geriet von da an immer wieder mit Engländer aneinander.
Während eines Besuches in Dundee wurde er von englischen Soldaten solange provoziert, bis die Schwerter gezogen wurden. Dabei verletzte Wallace den Sohn des Constables der Stadt und er musste vor aufgebrachten Engländern in die Wälder fliehen.

Nach der Eroberung durch Eduard I. wurden die Schotten drangsaliert und mussten hohe Abgaben zahlen.
Laut Blind Harry soll Wallace während eines englischen Beutezugs Fenwick, den mutmaßlichen Mörder seines Vaters, an dem Ort getötet haben, an dem auch sein Vater starb. Im Mai 1297 tötete er William Heselrig, den Sheriff von Lanark, wodurch er den Ruf eines Rebellen und Staatsfeindes bekam. Ursache dafür soll Marion Braidfoot gewesen sein, die den Sohn Heselrigs heiraten sollte. Angeblich heiratete aber Wallace sie und hatte mir ihr eine Tochter, worauf Heselrig einen Komplott schmiedete um ihn los zu werden. Historiker gehen davon aus, daß Heselrig Marion töten lies und den Befehl ausgab, alle die einem Gesetzlosen Unterschlupf boten, mit ihren Bediensteten hinzurichten und ihre Häuser nieder zu brennen.
Wallace soll einige Zeit abgewartet und mit seinen Männern –darunter auch sein Freund Gefährte Sir John de Graeme– die Engländer überfallen haben. Voller Hass soll er dabei Heselrig in kleine Fetzen zerstückelt haben und ließ im Anschluss die Gebäude anzünden. Der schottische Adel wurde auf seine Taten aufmerksam und Wallace erhielt von einigen Familien (wenn auch kurzfristig) deren Unterstützung. Sein wichtigster Verbündeter wurde dabei Andrew Murray, der Sohn eines Adeligen aus dem Nordwesten Schottlands. Ein weiterer Adeliger der sich Wallace anschloss war Sir William Douglas von Douglasdale, der allerdings mehr seine eigenen Ziele verfolgte.

Anfang Juli 1297 überschritten ca. 50.000 englische Soldaten die schottische Grenze und trafen bei Ayr auf ihre Gegner, jedoch wurde keine Schlacht geführt. Stattdessen entflammte zwischen den schottischen Parteien ein Streit um die Thronfolge, wobei Wallace und Murray sich für John Balliol aussprachen. In Folge verließen Wallace und Murray das Heer und kämpften, ohne Unterstützung des Adels, alleine weiter. Nach mehreren Kämpfen und Belagerungen führte Wallace die Schotten schließlich erfolgreich in die ‘Schlacht von Stirling Bridge’.
Trotz der Missgunst des Adels begann nun Wallace sozialer Aufstieg und er wurde zunächst zum ‘Guardian of Scotland’ ernannt, später sogar zum Ritter geschlagen. Aus dieser Zeit stammt auch ein Brief, den Wallace an die Hansestädte Lübeck und Hamburg schrieb und im Archiv von Lübeck aufbewahrt wird. In diesem Schreiben sichert er den beiden Städten den freien Verkehr mit sämtlichen schottischen Häfen zu.

Diplomatische Reisen

Schon ein Jahr später endete sein Ruhm und Einfluss durch die Niederlage in der ‘Schlacht von Falkirk’.
Kurz darauf gab Wallace sein Amt als Guardian ab und verließ offenbar Schottland um als Diplomat Verbündete für die Wiedereinsetzung Balliols und eines unabhängigen Schottlands zu gewinnen. Als Ziele nennt Blind Harry in seinem Werk Norwegen, Paris und Rom, die -wie die “Abenteuer” welche er auf den Reisen erlebte und eher Geschichten aus einem Roman gleichen- nicht belegt sind.
Wallace soll dabei einen Brief des norwegischen Königs Haakon mit sich geführt haben, der ihm freies Geleit gewährte und ihm bei einer Gefangennahme abgenommen wurde. Da er die Städte Lübeck und Hamburg als Verbündete sah, wären diese ebenfalls als Ziele seiner Reisen möglich. In Paris und Rom fand er anscheinend Gehör bei König und Papst, denn beide schrieben dem englischen König, daß dieser seine Truppen aus Schottland abziehen solle.

Hinrichtung

1302 kehrte Wallace nach Schottland zurück und führte seinen Kampf gegen England weiter, verlor aber mehr und mehr die Unterstützung. Februar 1304 ergab sich die schottische Armee und Eduard begnadigte die meisten, mit einer Ausnahme… William Wallace.

Juli 1305 reiste Wallace nach Glasgow und versteckte sich in der Gegend von Robroyston, wurde jedoch verraten, wobei die genauen Umstände nicht sicher geklärt sind. Eine Theorie besagt, daß Wallace durch den Diener Jack Short verraten wurde. Eine andere besagt, daß er durch den Schotten Ralph de Haliburton, der dadurch seine Haftfreilassung erreichen wollte, verraten wurde.
Sicher ist, daß Wallace durch eine Gruppe englischer Ritter, unter Führung von Sir John Menteith, im August 1305 gefangen genommen wurde. Angeblich wurde er Schlaf überrascht und mit einer zweiwöchigen Reise –angebunden an ein Pferd- nach London verbracht, wo ein Gericht in der ‘Westminster Hall’ über ihn urteilen sollte. Die Liste der Anklage war lang und enthielt unteranderem Grausamkeiten gegen Angehörige der Kirche und den Sheriff von Lanark. Auch das Zeigen seines Banners war aufgeführt, was nur den Monarchen erlaubt gewesen wäre, um zu zeigen, daß es ein rechtmäßiger Krieg sei.
Wallace hatte während der Verhandlung zu schweigen. Als Sir Peter Mallore jedoch als Anklagepunkt Hochverrat vorbrachte, widersprach Wallace erfolglos. Er wurde zum Tode durch Hängen, Ausweiden und Vierteilen verurteilt, wobei dies schon von Beginn an feststand.

Wallace wurde nackt an ein Pferd gebunden und mehrere Stunden durch die Straßen getrieben, während ihn die Bewohner mit Steinen bewarfen. Anschließend wurde er fast zu Tode gehängt, lebendig kastriert, ausgeweidet und seine Innereien vor seinen Augen verbrannt.
Laut einer Legende soll er seinen Peinigern unter der Folter zugerufen haben, daß er als Schotte Eduard nicht als König anerkenne. Überliefert sind folgende Worte:

Ihr englischen Hunde ihr, verweichlichte Huren seid ihr, küsst meinen schottischen Hintern und seid stolz darauf, dies tun zu können, etwas Besseres kann einem jämmerlichen Engländer nicht passieren!

Wallace erlag schließlich seinen Qualen und sein Körper wurde zerstückelt.
Als Warnung wurden seine Arme und Beine nach Newcastle, Berwick-upon-Tweed, Stirling und Perth geschickt. Sein Kopf wurde auf der London-Bridge aufgespießt.

Gedenktafel am St. Bartholomew’s Hospital

Eine Gedenktafel am ‘St. Bartholomew’s Hospital’ in London-Smithfield erinnert heute an den Ort seiner Hinrichtung. Zum Gedenken an Wallace wurde 1869 bei Stirling das Wallace Monument, ein 67 Meter hoher Turm, errichtet.
In ihm befindet sich auch das Schwert, daß er geführt und damit 50 berittene Soldaten getötet haben soll.

Wallace Monument nahe Sterling

Die Geschehnisse um Wallace in seinem Kampf gegen England wurden 1995 in ‘Braveheart’ verfilmt.
Im März 2013 veröffentlichte die BBC die Dokumentation William Wallace – Der wahre Braveheart .

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